Entspanntes Miteinander

Darunter verstehen wir Menschen oft ganz unterschiedliche Dinge.

Wie sieht das wohl der Hund?

Empfindet er unser Zusammenleben auch als entspanntes Miteinander, oder würde er womöglich gar die Pfoten über dem Kopf zusammenschlagen?

 

Was bedeutet entspanntes Miteinander für mich?

Dies müsste zu allererst ortsbezogen in „im Haus oder draußen“ aufgeteilt werden. Schauen wir zuerst einmal auf die eigenen vier Wände:

  • Der Hund und ich genießen es zusammen zu sein, und zwar gemeinsam oder getrennt auf dem Platz zu liegen oder zu sitzen, den sich jeder selber ausgesucht hat.
  • So wie ich in meiner Wohnung die Freiheit habe, den für mich geeigneten Platz auszusuchen, sollte das Gleiche natürlich auch für den Hund gelten: er sollte zumindest erst einmal ebenfalls mehrere Plätze zur Verfügung haben, zwischen denen er dann natürlich auch frei wählen darf.
Siberia und Tonja genießen das Zusammensein
Siberia und Tonja genießen das Zusammensein

 

Wenn ich aufstehe kann es sein, dass auch der Hund aufsteht, weil es für ihn womöglich bedeutet, dass wir gemeinsam aufbrechen. Ähnliches beobachten wir auch im Hunderudel, wo die Rudelmitglieder bevorzugt gemeinsam aktiv werden. Damit der Hund verstehen kann, dass er nicht zwangsläufig mit mir aufstehen muss, ist ein Lernprozess erforderlich. 

 

Hunde, die ihrem Menschen ständig auf Schritt und Tritt hinterherlaufen, haben evtl. Angst, dass ihr Mensch sie alleine lässt. Vielleicht haben sie Verlassensängste und kommen daher nicht zur Ruhe.

 

Oft wird dann gesagt: „Lass dir das nicht bieten, er will dich nur auf Schritt und Tritt kontrollieren, das musst du unterbinden“.

 

Wie kommt es, dass oft erst einmal daran gedacht wird, dass der Hund die Kontrolle übernehmen will?

 

Diese Thematik ist noch tief in den menschlichen Köpfen verwurzelt und es wird Zeit, sie zu hinterfragen.

 

Hunde lieben das friedvolle Miteinander und sind soziale Lebewesen mit einer gut funktionierenden Kommunikation.

Wenn wir es schaffen, uns darauf einzulassen, werden wir staunen, was wir alles entdecken.

 

Wie sieht es mit der Fütterung aus?

 

Natürlich ist es sinnvoll, dass ich ohne vom Hund angesprungen zu werden, den Napf hinstellen kann.

Ist hier tatsächlich ein Kommando für die Freigabe des Essens erforderlich?

 

Meiner Meinung nach nicht. Es reicht aus, dass der Hund abwartet, bis der Napf am Boden steht.

Minutenlanges Warten vor der Futterschüssel ist stressend, vor allem wenn man Hunger hat und Fressen eines der wichtigsten Dinge im Tagesablauf ist.

 

Schließlich werden wir auch ungeduldig, wenn wir im Restaurant zu lange auf unser bestelltes Essen warten müssen, und fragen nach, ob wir evtl. vergessen wurden.

 

Springt der Hund mich an, wenn ich die Futterschüssel in der Hand habe?

Dann heißt es abwarten, bis er wieder alle Füße am Boden hat. Erst dann stelle ich die Futterschüssel runter.

 

Die sinnvollste Fütterzeit

Die Fütterung des Hundes sollte, während oder bevor die Familie isst stattfinden. In diesem Fall besteht eine große Chance, dass sich der Hund am Tisch ruhig verhält, da er bereits gesättigt ist. 

Ebenso sinnvoll kann die Fütterung aus dem Kong sein. Dieser wird z.B. mit Quark befüllt und auf die Decke des Hundes in der Nähe des Essbereichs der Menschen gelegt. Nun ist der Hund eine Weile mit dem Auslecken beschäftigt 😊. 

Der Hund darf durchaus vor oder mit dem Menschen gefüttert werden.

Auch hier können wir die alte Regel, „Der Hund darf nicht vor seinen Menschen fressen“ getrost vergessen.

Selbst im  Rudel verhält es sich so, dass zuerst die Welpen gefüttert werden, da sonst das Überleben der Art gefährdet wäre. Sind diese dadurch dominant? Natürlich nicht.

 

Ein weiterer kritischer Aspekt zwischen Hund und Mensch kann die Vorfreude des Hundes auf den Spaziergang sein.

 

Hier ein Beispiel:

Ich nehme das Geschirr vom Haken und der Hund führt laute Freudentänze auf. Wie kommt es, dass er es nicht ruhig abwarten kann? 

 

Es fing wahrscheinlich ganz harmlos an:

Der Hund hampelte ein wenig herum. Trotzdem wurde ihm das Geschirr angezogen, die Haustür wurde geöffnet und der Spaziergang begann.

 

Diese logische Abfolge interpretiert der Hund als Belohnung. Immer wenn er rumgehampelt hat, wurde ihm das Geschirr angezogen und daraufhin wurde die Hautür geöffnet und der Spaziergang begann. 


Lernerfahrung vom Hund: "Sowie ich mich aufrege, wenn mein Besitzer das Geschirr auch nur anvisiert, geht der tolle Spaziergang los.  


Der Besitzer möchte natürlich gerne, dass der Hund sich ruhig verhält:

Das Verhalten nervt ihn.

Wie wir nun gesehen haben, hat der Hund die Abfolge der Geschehnisse auf seine Art verknüpft. Wir haben jedes Mal den Spaziergang begonnen, wenn der Hund Freudentänze machte. Unsere Missbilligung sollte also nicht den Hund treffen, sondern wenn überhaupt, dann uns selbst. 

 

Genauso verhält es sich beim Aussteigen aus dem Auto.

 

Buddy
Buddy
Doro und Rubin
Doro und Rubin

 Oft höre ich: „Kaum geht die Tür oder Klappe auf, ist er auch schon draußen“.

Diese Situation ist ähnlich, wie in dem vorigen Beispiel beschrieben.

Auch hier verknüpft der Hund die Geschehnisse anders, als wir es erwartet haben.

Für ihn war das Öffnen der Klappe das Startsignal und brachte ihm Erfolg.

 

Richtig hingegen wäre es:

Üben Sie mit ihm, dass die Tür oder Klappe erst aufgeht, wenn er sich ruhig verhält und wartet.

Unruhiges Drängeln bedeutet, dass die Klappe wieder geschlossen wird.  Dieses Training muss konsequent erfolgen, weil selbst ein geringfügiges Abweichen von dieser Maßnahme den Trainingserfolg zunichte macht. 

Es war sozusagen "für die Katz" und nicht für den Hund 😊.

Das heißt aber auch, dass sich  alle Familienmitglieder daran halten müssen. 

 

Also neues Familienziel: 

Der Hund steigt ab heute ruhig aus dem Auto.

 

Beispiel: Liegeplätze

Als letzten Punkt gehe ich auf das Sofa und das Bett ein, da sich auch hier immer wieder Fragen ergeben.

Wie ist es nun? Hund rauf auf das Sofa und rein ins Bett oder nicht?

 

Aron
Aron

 

Die Antwort lautet: Je nachdem was Sie gerne möchten und je nach Hund. Grundsätzlich spricht nichts gegen einen Hund auf dem Sofa oder im Bett, allerdings nur, wenn er Sie auch noch auf das Sofa oder ins Bett lässt. Hunde liegen gerne auf diesen Plätzen, weil sie die Nähe ihres Menschen suchen, und diese Plätze stark nach ihrem Besitzer riechen. Das ist dem Hund als Rudeltier wesensgemäß und hat mit Dominanz  zwangsläufig nichts zu tun.

 

Da Sie nun wissen, dass Sie einige Regeln problemlos über Bord werfen können, werden Sie und Ihr Hund ein entspanntes Miteinander erleben und genießen können.

 

Andrea Hartmann